Wie kommt man von Oscar Wildes Grab zum Triumphbogen? Theoretisch kann man diese Distanz ganz einfach in kürzester Zeit mit der Pariser Metro zurücklegen.
Naja, was heißt einfach. Rückblickend waren unsere Metrofahrten zum Teil doch etwas abenteuerlich. Aber beginnen wir noch einmal von vorn, denn unsere Studienfahrt begann nicht mit der Metro, sondern am 11.09. 2022 mit einer nächtlichen Busfahrt. Mir wird niemand widersprechen, wenn ich behaupte, dass ein Reisebus nicht der optimale Ort zum Schlafen ist.
Es stellte sich jedoch heraus, dass große flauschige Kissen das Einschlafen um einiges erleichtern. Da wir eine relativ kleine Gruppe Reisender waren, hatte dementsprechend zusätzlich jeder genug Platz. Naja, vorausgesetzt, jeder behält die Füße auf seiner Seite. Am Morgen des nächsten Tages waren wir also auf französischem Boden. Auf dem Weg durch Reims zur gotischen Kathedrale versuchten einige bereits ihre eingestaubten Französischkenntnisse ins Gedächtnis zu rufen. Dass zum Entstauben kein Staubwedel, sondern ein Hochdruckreiniger nötig gewesen wäre, war, wie es sich herausstellte, nicht dramatisch, denn ein Croissant fürs erste französische Frühstück bekommt man auch ganz wunderbar auf Englisch. Gegen Mittag kamen wir dann in Paris an. Dort besuchten wir Sainte Chapelle und verbrachten den restlichen Nachmittag nach eigenen Wünschen in der Umgebung rund um Notre Dame.
Ich muss sagen, vom ersten Tag ist mir die kleine Crêperie, in der ich den Nachmittag verbrachte, am deutlichsten im Gedächtnis geblieben. Insgesamt waren die französischen Cafés, in denen ich eigentlich täglich war, wirklich grandios. Das einzige Problem auf der Suche nach schönen Cafés, stellte mein mangelnder Orientierungssinn dar. Gut, dass es Google Maps und Freunde gibt. Dass in der französischen Hauptstadt die Fähigkeit Karten zu lesen, vorteilhaft ist, wurde uns spätestens am nächsten Tag bei einer Stadtrundfahrt klar. Paris ist eine Großstadt und nicht umsonst steckt darin das Adjektiv "groß". Die Abstände von einem Ende von Paris zum anderen waren in der Tat wirklich groß. Unsere Rundfahrt endete auf dem Friedhof Père Lachaise. Jetzt mag ein mancher denken: "Oh, wie passend. Ein Friedhof auf einer Studienfahrt mit 17-jährigen. Da geht das letzte Schuljahr ja gut los" Aber ich kann darauf hin erwidern: Nein! Ganz falsch. Frau Liebchen und Herr Lohse wollten uns nicht die Qualen des Abiturs verdeutlichen. Ganz im Gegenteil, wir wanderten auf den Spuren großer Persönlichkeiten, darunter Oscar Wilde und Frédéric Chopin. Weiter ging unsere Reise durch die Großstadt auf den "Tour Montparnasse", ein Hochhaus in dem Stadtteil - wer hätte es gedacht - Montparnasse. Von dort hatten wir einen atemberaubenden Blick über ganz Paris, dessen Skyline wir zwei Tage später noch einmal erstrahlt bei Nacht bewundern durften. Bei den ersten Anzeichen des Sonnenuntergangs machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt zum Eiffelturm. Dort konnten wir in Gruppen Paris bei Nacht entdecken. Also machten wir uns auf den Weg, spazierten entlang der Seine und landeten Punkt 9 -wieder dank Google Maps und kompetenten Freunden- im Park vor dem Eiffelturm. Genau rechtzeitig, denn zu jeder vollen Stunde beginnt das Wahrzeichen der französischen Hauptstadt zu glitzern. Ja, es ist total klischeehaft und mega kitschig, aber trotzdem wunderschön.
Am Mittwoch fuhren wir nach Versailles. Ludwig XI., Proklamierung des Deutschen Kaiserreiches, Unterzeichnung des Friedensvertrag nach dem 1. Weltkrieg - An diesem Ort ereignete sich Geschichte und nun waren wir da. Vermutlich wird unser Besuch nicht in die Geschichtsbücher eingehen, aber er wird definitiv in unseren Erinnerungen bleiben. Den Nachmittag verbrachten wir in Montmartre. Auf dem Weg zur berühmten Kirche Sacré Coeur legten wir spontan auch gleich noch unsere tägliche Sporteinheit zurück. So schön der Blick vom Platz vor der Kirche ist, sind die Stufen dorthin von oben deutlich angenehmer zu betrachten als von unten. Am Donnerstag ging es für uns auf den Triumphbogen. Ja, da kann man tatsächlich drauf. Das wusste ich auch nicht. Einziger Nachteil: viele, viele Treppen. Wenn wir nach der Studienfahrt in etwas geübt sind, dann im Metro Fahren und Treppen steigen. Aber Nachteile beiseite: die Aussicht vom Triumphbogen war sensationell. Am eindrucksvollsten war hierbei für mich der Blick über die Champs-Elysées. Diese gingen wir in unserer anschließenden Freizeit natürlich auch gleich entlang. Wenn man in Paris ist, muss das sein. Zwar hätten wir uns vermutlich nicht mal ein "Betreten-Verboten"-Schild der such dort befindlichen Luxusstores leisten können, aber eindrucksvoll war es allemal. Unseren letzten Tag begannen wir mit einem Besuch im Musée d’ Orsay. Dort konnten wir unter anderem zahlreiche Gemälde der bekanntesten Künstler des Impressionismus bewundern. Den Nachmittag hatten wir zur freien Verfügung und da wir ja nun Metroprofis waren, bot es sich an, noch einmal zu den schönsten Orten (oder Cafés - ganz ehrlich, die Cafés sind super. Wenn ihr mal in Paris seid, geht in die Cafés) zu fahren. Mit den Eindrücken der letzten Woche und doch nun etwas entstaubten Französischkenntnissen ging
es zurück nach Zwickau. Unsere Gruppe stieg am Abend in den Bus, richtete die flauschigen Kissen zum Schlafen und sagte "Au revoir Paris"!
Analena Bretschneider, K12