Schulseelsorge

Aktuelle Andacht

2404 K11 01

Kinder, Kinder!

„Kinder, Kinder!“ Dieser Ausspruch hat eine recht vielseitige Bedeutung. Er hat etwas Vertrautes und man sagt es zu guten Freunden, um auszudrücken, dass man sich über etwas wundert oder froh ist, dass etwas so und nicht anders gelaufen ist oder aber man sagt es in dem Zusammenhang der Verwunderung und des nicht Verstehens. Oder man sagt es wirklich zu Kindern und meint es eher etwas ermahnend, so in der Art wie: „Meine Güte, das ging aber gerade noch einmal gut!“ und dazu gibt es dann ein verständnisloses Kopfschütteln.

 

Warum gerade „Kinder, Kinder!“ und nicht „Erwachsene, Erwachsene!“? Zugegeben, das klingt ziemlich blöde, aber wahrscheinlich nur, weil man es nicht gewohnt ist. Andererseits sagt man ja auch „Mann, o Mann!“ aber nicht „Frau, o Frau!“ Warum? Wahrscheinlich, weil man einem Mann das Vorgefallene so nicht zutraut oder erwartet hätte.

Und ehe mir jetzt jemand Frauenfeindlichkeit vorwirft, eine Frau hätte so etwas eben gar nicht erst gemacht, einem Mann traut man es eben doch zu, aber ist trotz alledem verwundert darüber, dass er so etwas Dummes gemacht hat. Warum aber nun „Kinder, Kinder!“? Ja, weil man denen eben alles zutraut, nur nichts Vernünftiges, aber Spaß beiseite.

Kinder sind kleiner, schwächer, haben noch nicht so viel Wissen als auch Erfahrung, sie können oder dürfen gewisse Dinge einfach noch nicht und bisweilen, je nach Alter, sind sie eben auch etwas einfältiger, unbedarfter und weniger vorausschauend als Erwachsene.

In der antiken Gesellschaft galten Kinder nicht viel, sie wurden herumgestoßen und waren oft in verschiedener Hinsicht unerwünscht, dafür gab es allerlei Gründe, selten driftige oder nachvollziehbare und andererseits gibt es eben Kinderrechte noch nicht allzu lange.

Allein das macht schon ein Stück weit deutlich, warum sich gerade Jesus der Kinder annimmt, denn auch ansonsten hat er ja gerade die gesellschaftlich Benachteiligten immer besonders im Blick, beziehungsweise spielen sie bei ihm sogar eine besondere Rolle und hier werden die Kinder den Erwachsenen sogar als Vorbild vorgeführt, was ja eigentlich umgekehrt sein sollte.

Dazu habe ich mal einen interessanten Satz gelesen: „Erwachsener, sei das Vorbild, das du als Kind gebraucht hättest!“

Allerdings kann man eben all diese Eigenschaften der Kinder, die sie für den Alltag und das Geschäft der Großen unbrauchbar erscheinen lassen, auch positiv deuten. Einer, der das vor so gar nicht ewig langer Zeit einmal gemacht hat war der Sänger Herbert Grönemeyer, der wohl, auch wenn er nicht ganz so uptodate ist wie Tayler Swift, doch nicht ganz unbekannt sein sollte.

Er singt im Refrain seines Liedes „Kinder an die Macht“:

Gebt den Kindern das Kommando

Sie berechnen nicht Was sie tun

Die Welt gehört in Kinderhände

Dem Trübsinn ein Ende

Wir werden in Grund und Boden gelacht

Kinder an die Macht

Ich denke der wichtigste Satz lautet hier: „Denn sie berechnen nicht, was sie tun.“ Der Grund, dass ich relativ wenig spontan und phantasielos und auch nicht besonders kreativ bin, ist genau diese Sache, ehe ich mich auf etwas einlasse, versuche ich erst genau alles zu berechnen und vor allem, ob das gut gehen kann.

Nur beim Reden, da bin ich schneller als beim Denken, aber leider nicht beim Machen.

In diesem Zusammenhang habe ich einmal noch ein anderes kluges Zitat gehört, es war der Satz einer Chefin zu ihrem Mitarbeiter, die sagte, er solle mehr sein und weniger tun. Ergo, nicht so viel überlegen und arbeiten und zielorientiert umherirren, sondern vielmehr dabei sein, mittendrin.

Das ist etwas, was man von Kindern lernen kann, leider, je älter wir werden, desto mehr verlernen wir diese Einstellung und desto weniger können wir sie auch wieder lernen oder uns abgucken.

Manchmal ist das auch gut, manches Kind würde sicherlich, wenn es dürfte, sich ausschließlich von Eiskrem oder Nutella ernähren und das wäre wirklich weniger gut, aber oft ist eben gerade im Umgang miteinander diese Unvoreingenommenheit und die Offenheit gegenüber anderen und dem Anderssein.

Und warum sind Jesus nun die Kinder so wichtig? Weil die Welt, in die er kommt und der er seine frohe Botschaft bringen will, so wie sie ist, sie nicht verstehen wird.

Speziell in der pharisäisch geprägten religiösen Leistungsgesellschaft in Israel wurden Kinder auch insofern nicht ernst genommen, weil sie noch nicht in der Lage sind die Vorschriften des Gesetzes zu erfüllen und damit „verdienstvolle“ Leistungen zu erbringen. Es gab Pharisäer, die über die Heilsaussichten früh verstorbener Kinder diskutierten und die Schriftgelehrten waren unterschiedlicher Meinung und man könnte denken, man ist in der heutigen Leistungsgesellschaft, wo nur der zählt, der etwas leisten kann.

Dabei ist doch diese Schwäche der Kinder ihre Stärke, darum macht Jesus sie zum Prototyp derer, die in das Reich Gottes hineingekommen, weil sie darauf angewiesen sind sich alles schenken zu lassen. Deshalb, so Jesus, soll sich das Wort der Gnade gerade gegenüber Kindern und Menschen ihresgleichen bewahrheiten.

„Wer nicht das Reich Gottes annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.“ Der Vorzug der Kinder besteht nicht in ihrer Unschuld, sondern darin, dass sie auf das Beschenktwerden angewiesen sind, damals wie heute, und sich noch alles schenken lassen, denn der Glaube ist wie eine leere, zum Empfangen geöffnete Kinderhand!   

Wie Kinder von den Eltern beschenkt werden, so werden wir von Gott immer wieder beschenkt. Dafür danken wir.

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist, denn alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen

(Es gilt das gesprochene Wort!)

Pfr.i.E. Kay Lohse

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