Auf den Spuren der Reformation in Zwickau

Ein Stadtrundgang mit den 7. Klassen

Die Renaissance und die Reformation sind Unterrichtsstoff im Lehrplan der Klasse 7. Und da Zwickau ein  wichtiger Ort der Reformation ist, bietet sich die Anschauung an den authentischen Orten an, wo Martin Luther, Thomas Müntzer und weitere Persönlichkeiten, wie Hermann Mühlpfort, Bürgermeister in Zwickau  und Freund Martin Luthers, wirkten.

Wie eng Luther mit Zwickau verbunden war, äußert sich auch darin, dass er eine seiner wichtigsten Denkschriften „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ (lateinischer Titel: De libertate christiana) von 1520 Hermann Mühlpfort widmete.

Die kleine Zeitreise beginnt am ehemaligen Frauentor, wo die Stadthistoriker und Denkmalpfleger eine der Informationssäulen aufgestellt haben. Wir erfahren hier, woher das „Frauentor“ seinen Namen hat.

Am Dom St. Marien, der eigentlich Marienkirche heißt, treffen wir Martin Luther, Philipp Melanchthon, Katharina von Bora, den Stadtschreiber Stefan Roth, Bürgermeister Hermann Mühlpfort, Friedrich den Weisen, alles wichtige Persönlichkeiten der Reformation in Form von überlebensgroßen Plastiken an der Nordfassade. Wir sehen aber auch die berühmten Künstler Maler Albrecht Dürer und Lukas Cranach den Älteren. Philipp Melanchthon (1497-1560), einer der engen Weggefährten Martin Luthers, nannte Zwickau  eine "Perle in diesen Landen".

Die Plastiken, die im Rahmen der neugotischen Umgestaltung im späten 19. Jh. entstanden sind, zeugen vom Geschichtsbewusstsein dieser Zeit. Schließlich war Zwickau die weltweit zweite Stadt (nach Wittenberg), in der sich die Reformation durchsetzte. Schon wurde 1524 die erste Messe in Deutsch gelesen und ab 1525 wurden dann alle Gottesdienste in deutscher Sprache gehalten.

Auf dem Hauptmarkt denken wir an Martin Luther, der zwischen dem 30. April und 2. Mai 1522 viermal in unserer Stadt predigte – zweimal in der Franziskanerkirche, einmal auf dem Schloss Osterstein und einmal aus einem Fenster im Rathaus zu 14.000 Zuhörern auf dem Hauptmarkt. Ob so viele Menschen auf den Hauptmarkt passen? Der nächste Halt ist vor dem Haus, an dem im 15. Jahrhundert der Gasthof „Zum Schwarzen Adler“ stand und in dem, so sagt es die Gedenktafel, Martin Luther bei seinem Aufenthalt in Zwickau gewohnt haben soll. Andere Quellen sprechen vom Haus gegenüber, dem Wohnhaus von Hermann Mühlpfort. Diese Gedenktafel hatte Christian Siegel, damals Kustos am Städtischen Museum, im Keller des Kulturamtes gefunden, restauriert und 1997 wieder dort anbringen lassen.

Der Rundgang führt uns nun an den Grundrissen der ehemaligen Nikolaikirche vorbei, deren von Peter-Breuer geschnitzte Altarfiguren heute im Leipziger Grassi-Museum zu sehen sind, zur Paradiesbrücke. Hier war zu Luthers Zeiten eine Furt durch die Mulde und das sogenannte „Tränktor“. Wie die Stelle zu ihrem Namen „Paradies“ kam, ist eine schöne  Geschichte…

Ein Blick auf den Pulverturm mit Stadtmauerrest und das Schloß Osterstein lässt uns nicht lange verweilen, weil wir in der Katharinenkirche erwartet werden. Hier wirkte 1521-22 Thomas Müntzer. Ein 1988 errichtetes Denkmal vor der Kirche soll ihn vor allem als Anführer im Bauernkrieg darstellen. Im Inneren der Tuchmacherkirche sehen wir die Kanzel, von der Müntzer predigte (auf deutsch?) und den Cranach-Altar mit der Fußwaschung. Und natürlich schauen wir uns auch die neue Müntzer-Ausstellung an, die von Christian Siegel gestaltet wurde und die die neuesten historischen Forschungen zu Thomas Müntzer illustriert. Hier erfährt man auch, was es mit den Zwickauer Propheten auf sich hatte. Es waren christliche Schwärmer, deren Wortführer der Tuchweber Nikolaus Storch war. Auch, um die „Storchianer“ zu belehren, kam Martin Luther 1522 nach Zwickau.

Der Rückweg zur Schule führt uns über das ehemalige Kornhaus und das Niedere Tor.

Die Klasse 7a am Dom St. Marien

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Auf dem Hauptmarkt vor dem Quartier Martin Luthers

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Die Klasse 7a an der Paradiesbrücke

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In der neuen Ausstellung zu Thomas Müntzer in der St. Katharinenkirche

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Herr Siegel erklärt das „Frauentor“