Alle bisherigen Andachten

Erinnerung

Heute ist in der katholischen Kirche ein sogenannter „nicht gebotener Gedenktag“. Es ist der Gedenktag „Unserer lieben Frau in Lourdes“. Das wird jetzt wahrscheinlich 99% nichts sagen, bis auf einige wenige, die vielleicht ihren Namen damit verbinden, aber ganz so unbekannt ist dieser Tag gar nicht.

„Nicht geboten“ bedeutet, dass man ihn feiern kann, aber nicht muss. Es gibt heute auch noch eine ganze Menge anderer Dinge, an die man erinnert, denn es ist heute auch ein Tag, an dem bedeutende oder bekannte Menschen geboren wurden. Zum Beispiel 1535 Papst Gregor XIV., 1909 Heinrich Mauersberger, ein Ingenieur aus Crimmitschau und der Erfinder von Malimo, womit er die Textilindustrie revolutionierte und 1926 Paul Bocuse, der berühmte französische Koch.

Und es wird erinnert an Menschen, die an diesem Tag verstorben sind, wie 731 Papst Gregor II., 1697 Georg Händel, Vater von Georg Friedrich Händel und 2012 die Sängerin Whitney Houston.

Und es gibt noch richtige Gedenk- oder Erinnerungstage, so zum Beispiel 1990, als Michail Gorbatschow an diesem 11. Februar bei einem Besuch beim damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl seine Zustimmung zu Deutschlands Wiedervereinigung gab. Der heutige Tag ist auch der „Welttag der Kranken“, der seit 1992 von der katholischen Kirche begangen wird. An dem man an die Kranken, Alten und Gebrechlichen erinnert. Was vielleicht gerade in dieser sogenannten pandemischen Zeit nicht ganz sinnfrei ist, denn an diesem Tag könnte man ja mal an eben diese denken.

Und zwar im näheren Umfeld genauso, wie in der eigenen Familie. Ebenso aber auch an die vielen Unbekannten, aber zunehmend mehr Werden, die einsam verlassen und ungesehen, eben vergessen sind.

Gleich gehen wir in die 14- tägigen Ferien und neben vielen Plänen und vielleicht sogar Urlaub, wollen sich sicherlich viele erholen. Aber wer jetzt mal genau nachdenkt, der merkt schnell, dass wir da vor allem an uns selbst gedacht haben, aber weniger an andere. Vielleicht kann man also die Zeit auch einmal nutzen, um eben an andere zu denken, zum Beispiel damit beginnen, wieder mal jemanden zu besuchen und wenn es nur die eigene Oma ist.

Und, heute ist der europaweite Notruftag, der 11.2. Also man höre und staune 112, sprich 11 und 2, also 11. 2. Immerhin kennen circa 30% aller EU-Bürger nicht die Notrufnummer und sich an diese Nummer zu erinnern, kann Leben retten.

Es gibt tausend Gründe, diesen Tag für wichtig zu halten, eben nicht nur, weil wir in die Ferien gehen, sondern weil heute vieler Menschen und Ereignisse gedacht wird.

Vorausgesetzt wir tun es auch, also vielleicht weniger, weil heute vor 113 Jahren der Herr Mauersberger geboren wurde, sondern weil jeder Tag etwas Besonderes ist und man dafür danken kann, dafür dass das Zeugnis ganz gut aussieht, dass man gesund ist oder einfach, weil uns heute noch nicht allzu viele Probleme über den Weg gelaufen sind.

Es ist das Tun, dass uns verändert, an Menschen zu denken, sich ihrer zu erinnern, ihr Gedächtnis zu bewahren, aber besonders auch den Lebenden zur Seite zu stehen, sie zu besuchen, mit ihnen zu reden, nicht nur in Notsituationen.

Aber leider ist es auch so, dass wir oft missgünstig sind, neidisch auf den anderen oder unsere Bequemlichkeit größer ist als der Drang, etwas für andere zu tun, und mit fehlender Zuwendung und bösen Worten machen wir uns dann Luft.

Das Evangelium, welches wir eben hörten, hat auf den ersten Blick damit gar nichts zu tun, es steht schon die ganze Woche unter dem Thema von Reinheit und Vorschriften über das Essen. Dinge, über die wir uns oft keine Gedanken machen, weil wir keine strengen Speisegebote haben.

Da wirkt so ein Text auf uns etwas deplaziert, warum soll ich mir darüber Gedanken machen, was ich esse und so weiter und genau an dieser Gleichgültigkeit setzt Jesus an.

Er sagt, es ist nicht wichtig darüber nachzusinnen, was ich esse, sondern was sich zum Beispiel sage: „Was aus dem Menschen herauskommt, das macht den Menschen unrein. Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen heraus die bösen Gedanken… All dies Böse kommt von innen heraus und macht den Menschen unrein.“  Jesus wirft ein wenig die Speisegebote über den Haufen, aber nicht, weil ihm das so wichtig ist, sondern weil er meint, dass es Wichtigeres gibt, zum Beispiel dass die Menschen aufmerksam werden, was sie sagen und tun.

Darum sind solche Gedenk- und Erinnerungstage wichtig, da gibt es solche, die jeder kennt, wie den „Tag der Deutschen Einheit“, aber eben auch solche wie heute, die nur einige interessieren und ansonsten eher unbekannt sind. Aber sie dienen dazu aufmerksam zu machen, an Ereignisse und Menschen zu erinnern, zu sensibilisieren und aufhorchen zu lassen.

Aber ganz so einfach ist es eben auch wieder nicht, wie das Jesus darstellt mit dem hinein und heraus, denn genauso, wie es dumm ausgehen kann, wenn ich etwas Falsches oder Verdorbenes esse, so hat mein Leben auch damit etwas zu tun, was ich ansonsten so konsumiere, aber eben nicht an Essen, sondern an anderem, denn von außen kommt ja nicht nur Speise in den Menschen hinein.

Es sind auch Nachrichten, Gerüchte, Informationen, Falschinformationen, das öffentliche Gezänk und Geschwätz. All das, was von außen an unser Ohr dringt oder uns vor Augen tritt. Es macht uns nicht gleich unrein, aber es macht schon etwas mit uns.

Freilich ist die Sache hier komplizierter, als bei den Speisen, die wir zu uns nehmen. Denn unser Geist reagiert und interagiert mit all dem, was unsere Sinne aufnehmen, ob wir nun wollen oder nicht. Und ebenso, wie es für den Körper sinnvoll sein kann, von Zeit zu Zeit zu fasten oder eine Diät zu machen, so mag es auch nützlich sein, geistige Nahrung gezielt und sparsam auszuwählen. Was lese ich? Welche Sender, welche Zeitungen, welche Filme, welche Bücher konsumiere ich?

Helfen Sie mir weiter oder erzeugen Sie nur Anreize. Lösen Sie in mir gar böse Gedanken aus, die sich in unseren Herzen einnisten und die lassen sich leider nicht so leicht wieder loswerden, wie das Essen.

Darum ist es wichtig zu schauen was ich so konsumiere, denn das, was da in mich hineingekommen ist, das kommt irgendwann wieder heraus. Und wenn das dann die unreflektierte Wiedergabe von Gerüchten, Halbwahrheiten und Pseudoweisheiten ist und das vielleicht noch vermischt mit unseren eigenen Vorurteilen und Befindlichkeiten, dann ist das oft schlimmer als das, was wir verdaut haben.

Darum ist es wichtig sich zu erinnern, nachzudenken und genau zu überlegen was ich sage und tue.  

Erinnern hat immer etwas mit Rückbesinnung auf Vergangenes zu tun und damit aus den Fehlern und den Erfahrungen derer vor uns zu lernen.

Damit sich nichts einnistet in unseren Herzen, was dort nicht hingehört und dann vielleicht böse Gedanken oder falsches Tun auslöst und darüber meine Nächsten, vielleicht sogar meine eigene Familie oder Freunde verletzet.

Wenn wir also jetzt in die Ferien gehen, dann nicht alles vergessen, was bis jetzt war. Die Zeit nutzen, nicht nur zu Erholung, sondern für Begegnungen und Gespräche und nicht nur darauf achten, was wir Leckeres essen und ansonsten konsumieren, sondern auch, was wir so alles sagen.

Amen.

(Es gilt das gesprochene Wort!)